{"id":13912,"date":"2014-09-01T16:41:38","date_gmt":"2014-09-01T14:41:38","guid":{"rendered":"https:\/\/www.giberto.it\/?p=13912"},"modified":"2020-07-08T10:51:22","modified_gmt":"2020-07-08T08:51:22","slug":"wir-leben-hier-wie-auf-dem-mond-welt-am-sonntag","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.giberto.it\/wir-leben-hier-wie-auf-dem-mond-welt-am-sonntag\/","title":{"rendered":"Wir leben hier wie auf dem Mond – WELT AM SONNTAG"},"content":{"rendered":"

[vc_row][vc_column][vc_column_text]In einem der sch\u00f6nsten Palazzi Venedigs zeigt eine jahrhundertealte Familie, wie man mit Stil den schwierigen Wandel der Zeit \u00fcberlebt<\/strong><\/p>\n

von Dagmar von Taube<\/p>\n

Als sich zu Zeiten Maggie Thatchers der Konservative Michael Heseltine in Lon-don sein erstes schickes Townhouse g\u00f6nnte, sp\u00f6ttelten Partei-\u201eFreunde\u201c \u00fcber den Aufsteiger: \u201eImagine, the poor guy, he had to buy his own furniture!\u201c Edle Herkunft erkennt man schlie\u00dflich daran, dass die Einrichtung \u00fcber Gene-rationen weitergegeben wird \u2013 selbst wenn die Kommode etwas angeschlagen und das 40-teilige Tafelsilber nicht mehr ganz vollst\u00e4ndig ist. Diese privile-gierte L\u00e4ssigkeit gro\u00dfer, aristokratischer Familien findet man auch in Italien. Bianca Arrivabene, 48, bahnt sich ihren Weg durch ein venezianisches Pentouse, 1000 Quadratmeter auf dem Dach des Palazzo Papadopoli mit pr\u00e4chtigen Blicken \u00fcber Innenstadt und Canal Grande, einer wirklichen Wunderkammer europ\u00e4ischer Kulturgeschichte: Antiquit\u00e4ten, Gem\u00e4lde, Skulpturen; unz\u00e4hlige Fotorahmen, aus denen Ber\u00fchmtheiten wie Maria Callas lachen. In einer Ecke die wundersch\u00f6nen Gl\u00e4ser, Schalen und Karaffen, die Gibi, der 53-j\u00e4hrige Patron der Fa-milie, selbst nach alten Mustern gestaltet. Sogar in jedem<\/p>\n

Silbersch\u00e4lchen noch allerlei N\u00fctzliches: gravierte Lupen, Pfauenfedern. Sie lacht: \u201eWir leben hier praktisch in den Leftovers, den Resten des Reichtums der Familie meines Mannes Giberto. Es ist die Verm\u00e4hlung aus fast 200 Jahren Vergangenheit und vielen Momenten unserer 30-j\u00e4hrigen Ehe samt f\u00fcnf Kindern. Jedes St\u00fcck, das Sie hier sehen, stammt entweder von einer unserer Reisen oder ist eine Er-innerung an eine Begegnung.\u201c Die Marmorstatuen tragen Strohh\u00fcte aus Uruguay: \u201eDie sind noch von unseren Weih-nachtsferien. Wir sind keine Sammler im klassischen Sinne. Wir suchen die Dinge nicht, sondern die Dinge finden uns.\u201c Der Palazzo Papadopoli, 1560 von Kaufleuten aus Berga-mo erbaut, z\u00e4hlt zu den \u00e4ltesten und stattlichsten Pal\u00e4sten am Canal Grande; ein bedeutendes Haus mit prachtvollen Fresken. Anfang des 18. Jahrhunderts kaufte ihn eine Ban-kierfamilie aus Korfu, die Papadopolis. Schwerreich, bis sie alles verlor. Count Giberto Arrivabene Valenti Gonzaga, der heutige Hausherr und Enkel des Grafen Giberto Arrivabene und dessen Frau Vera Papadopoli Aldobrandini, nennt sich der Einfachheithalber Gibi. Er kann sich noch gut erinnern, wie er als Kind mit seinen Schwestern \u00fcber die Terrazzob\u00f6-den der Beletage auf Str\u00fcmpfen Schlittschuh fuhr. Dass vom einstigen Reichtum nicht mehr viel \u00fcbrig bleibt, findet er schade: \u201eMeine Mutter, die dieses Haus nach dem fr\u00fchen.<\/p>\n

Tod meines Vaters allein f\u00fchrte, musste alles verkaufen.\u201c F\u00fcr die Kinder jedoch war es gar nicht so schlimm, so hatten sie endlich Platz, richtig rumzutoben.<\/p>\n

So ist es nun mal: Der Adel hat das Privileg, auf jahrhundertealte Familien-geschichte zur\u00fcckblicken zu k\u00f6nnen, von daher ist der gr\u00f6\u00dfte Schatz immer auch das Bewusstsein, dass man alles auch wieder verlieren kann. Weil er eben wei\u00df, wie man Tradition und Stil notfalls auch ohne Geld bewahren kann. Und das l\u00e4sst sich hier wunder-sch\u00f6n sehen: Mittlerweile ist in den un-teren Stockwerken des Palazzos ein Hotel eingezogen, das \u201eAman Canal Grande Venice\u201c, aber das hat auch Vorteile, denn wenn Gibi mal zu viel hat vom Herumtoben seiner Kinder, die das so wie er fr\u00fcher heute auf dem Dach in deutlich gef\u00fcllteren R\u00e4umen tun, geht er einfach im Bademantel runter und l\u00e4sst sich dort massieren. Seit zehn Jahren entwirft der De-signer erfolgreich sein Glas (Giberto.it), und sie vertritt das Haus Christie\u2019s, was ihr als f\u00fcnffacher Mutter einen Hei-denspa\u00df macht, denn da kann ihr traditionsgeschultes Auge zum Einsatz kommen. Viel entspannter \u00fcberhaupt \u2013 statt wie fr\u00fcher im \u201epiano nobile\u201c, dem vornehmen Geschoss, gro\u00dfe Feste zu feiern, l\u00e4dt man heute zum Cocktail mit Freunden aufs Dach. Und das nat\u00fcrlich nach dem Hausre-zept: Schnapsglas unter kaltes Wasser halten, ins Eisfach stellen, Martini rein \u2013 fertig ist ein kleiner, k\u00f6stlicher Drink!Oder: Prosecco mit Cassis! Die Bar ist nicht pomp\u00f6s, son-dern l\u00fcmmelt sich auf dem Fu\u00dfboden, auch darin zeigt sich der l\u00e4ssige, nomadische Stil. Der Gast bedient sich selbst, so f\u00fchlt er sich gleich wie zu Hause.<\/p>\n

Man sp\u00fcrt, die Arrivabenes lieben ihr Venedig. Es geh\u00f6rt einfach zu dieser Familientradition, auch wenn es mittler-weile Opfer kostet, sich das noch leisten zu k\u00f6nnen. Gibi macht einen Vorschlag: \u201eEigentlich w\u00e4re die Rettung f\u00fcr die Stadt, dass man daraus so etwas macht wie Monte Carlo. Wir sind ja f\u00fcr Italien offshore, und der italienische Staat vernachl\u00e4ssigt uns und zapft blo\u00df die Touristengeb\u00fchren ab und hohe Steuern. Viel ehrlicher w\u00e4re es doch, wir w\u00fcrden unseren Patrizierstatus wiederbekommen und k\u00f6nnten autark als Teil der Europ\u00e4ischen Union wirtschaf-ten. Junge Start-ups und alte Palazzi sind doch eine frucht-bare Kombination f\u00fcr Kreative, und die Zukunft Venedigs w\u00e4re gesichert.\u201c<\/p>\n

Wenn blo\u00df nicht das Hochwasser w\u00e4re! \u201eAber wenn ,Har-ry\u2019s Bar\u2018 zumachen muss wegen Acqua alta, dann haben wir hier oben unseren Elfenbeinturm. Und da leben wir herr-lich, wie auf dem Mond.\u201c[\/vc_column_text][vc_separator][\/vc_column][\/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text][\/vc_column_text][vc_column_text]\"\"[\/vc_column_text][vc_separator][\/vc_column][\/vc_row][vc_row full_width=”stretch_row”][vc_column][vc_column_text]<\/p>\n

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